Social Virtuality
Dokumentation DOPPELPASS plus
2018-2020
CyberRäuber / Badisches Staatstheater Karlsruhe / Landestheater Linz
Im Programm „Doppelpass plus“ der Kulturstiftung des Bundes werden Kooperationen zwischen Freien Künstlergruppen und Theaterinstitutionen, meistens Stadttheatern, gefördert. Unser Projekt „Social Virtuality“ war die Zusammenarbeit zwischen den CyberRäubern, einem Künstlerkollektiv aus Berlin, und dem Badischen Staatstheater in Karlsruhe, sowie dem Landestheater Linz (Österreich).
Während Doppelpass-Kooperationen häufig zwei Projekte beinhalten (eines mit jedem festen Haus), waren für „Social Virtuality“ ein umfangreicher Kick-off-Workshop des Kollektivs mit beiden Häusern, sowie insgesamt drei künstlerische Projekte geplant. Gegenüber den ursprünglichen Plänen (drei Schauspiel-Produktionen mit zunehmendem Grad an Hybridisierung/Verknüpfung von analoger und virtueller Bühne) entwickelten sich aus logistischen und künstlerischen Gründen, zuletzt aber auch durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, diese Projekte, über die im weiteren Verlauf im Einzelnen berichtet wird.
mit dem Badischen Staatstheater, Sparte Oper, Badische Staatskapelle, Badischer StaatsopernchorDie virtuellen Realitäten der CyberRäuber ermöglichen hautnahe Begegnungen mit Max sowie Agathe, Kaspar und Ännchen und eine Perspektive auf den Freischütz aus nächster Nähe. Die vier szenischen Fragmente unterliegen keiner Chronologie oder linearen Erzählung. Sie laden ein, sie zu erkunden, umherzuschweifen, sie sogar individuell zu gestalten. Denn die Erfahrung ist nicht vorgegeben, sondern entsteht im Moment.
mit dem Landestheater Linz, Sparte SchauspielPrometheus brachte den Menschen einst das Feuer und damit die Technik, die Zivilisation und die Kunst. Zur Strafe ließ Zeus ihn an den Kaukasus schmieden, wo ihn regelmäßig ein Adler heimsuchte, um von seiner nachwachsenden Leber zu fressen. Die Macht des Fortschritts war trotzdem nicht mehr aufzuhalten. Ausgehend von der antiken Prometheus-Legende haben sich die CyberRäuber – die Berliner Medienkünstler Björn Lengers und Marcel Karnapke – gemeinsam mit ihrem Ensemble auf eine Forschungsreise begegeben, um nach dem Wesen von Kunst im digitalen Zeitalter zu fragen. Schließlich bietet der aktuelle Stand der Technik – der im Englischen bezeichnenderweise ‚state of the art‘ heißt – schon jetzt erstaunliche Möglichkeiten, auch fürs Theater. Dazu gehört auch die Entwicklung von sogenannter Künstlicher Intelligenz – kurz KI –, von der Stephen Hawking sagte, sie könne das Beste oder das Schlechteste sein, was der Menschheit je zugestoßen ist.
mit dem Badischen Staatstheater, Badisches StaatsballettCyberBallet ist eine Tanz-Installation im Cyberspace: Was bedeutet es, einen Körper zu haben, sich im Raum zu bewegen? Kann eine Künstliche Intelligenz die Grundlagen der menschlichen Erfahrung wirklich erfassen, wenn ihr ein Körper fehlt? In Zusammenarbeit mit dem Badischen Staatsballett, dem Komponisten Micha Kaplan und dem Choreographen Ronni Maciel entstand ein Projekt, das sich im Verlauf der letzten 18 Monate immer wieder änderte, eine künstlerische Forschung mit dem Ziel, die Grundlagen der darstellenden Kunst in einer völlig neuen Umgebung zu erlernen. Die Besucher*innen betreten die virtuelle Bühne mithilfe einer VR-Brille. Sie begegnen den verschiedensten Körperformen der Protagonistin, einer künstlichen Intelligenz, die ohne Körper nicht in der Lage ist zu verstehen, was es bedeutet Mensch zu sein. Mit Bewegung, Licht und im Raum lädt sie den einzelnen Gast zum metaphysischen Dialog in einer der ältesten Universalsprachen der Welt ein: dem Tanz. Umfangreiche Videoaufnahmen und Motion Capture von Tänzern dienen als Grundlage für maschinelles Lernen, um zu isolieren, zu analysieren und zu reagieren. Im clb Berlin kehrt das Projekt zu seinen Wurzeln als Installation zurück: zur individuellen, tänzerischen Begegnung mit einer lernbegierigen KI.